Inhalt
Dreihundert Meilen von der letzten menschlichen Behausung entfernt zieht eine seltsame Gestalt über das Eis der Arktis. Mit den Kräften am Ende wird sie von einem Expeditionsschiff, das sich auf der Suche nach der Nordwestpassage befindet, an Bord genommen. Captain Walton, ehrgeiziger Expeditionsleiter, versucht den schwer kranken Mann gesund zu pflegen. Nachdem Viktor Frankenstein, so der Name des Geretteten, zu Kräften gekommen ist, erzählt er Captain Walton seine Lebensgeschichte: Frankenstein ist Wissenschaftler und hat ein menschliches Wesen erschaffen…
Hintergrund und Deutung
Frankenstein erinnert an den Prometheus aus der griechischen Mythologie sowie an Goethes Faust, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht und seine Seele verkauft. Das Stück kritisiert den technologischen Machbarkeitswahn; die unerbittliche menschliche Vernunft, die versucht, sich auf die
gleiche Stufe mit „Gott“ zu stellen und sogar vor der Erschaffung künstlichen Lebens nicht zurückschreckt. Es regt an, über die moralischen Grenzen der Wissenschaft nachzudenken. Oft liegen Nutzen und Schaden nah beieinander. Bringen zum Beispiel Clon-Experimente die Menschheit weiter oder stellen sie eine gefährliche Entwicklung dar, die unser moralisches Wertesystem aus den Angeln hebt?
Liebe und Zuneigung
So Furcht erregend das von Frankenstein erschaffene Wesen auch erscheinen mag, im Grunde ist es nicht böse. Es möchte von seinem Schöpfer und der Gesellschaft anerkannt werden. Es erhofft sich Liebe und Zuneigung, damit es ein eigenes „Ich“ herausbilden kann. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Es wird verstoßen und ausgegrenzt. Als es helfen will, wird es sogar angegriffen. Es kommt zu einem tragischen Unfall. Zu groß sind die Vorurteile gegen das Geschöpf, das in Aussehen und Verhalten nicht den Normen entspricht. Frankenstein erweist sich als „schlechter Vater“ und lässt „sein Kind“ fallen, weil er es zu hässlich findet. Das Geschöpf verfällt in Traurigkeit und Selbstmitleid. Die Enttäuschung über die Zurückweisung schlägt in Hass und Gewalt gegen seinen Schöpfer um. Es verübt sogar einen Mord, um sich zu rächen.
Doch auch sein Schöpfer Dr. Frankenstein ist nicht per se ein Bösewicht. Ursprünglich ist er angetreten, um große Taten für die Menschheit im Sinne der Wissenschaft zu vollbringen. Er entdeckt das Geheimnis, wie man toten Stoffen Leben einhauchen kann. Doch sein Projekt gerät außer Kontrolle. Als er das Außmaß seiner Entdeckung erkennt, ist es bereits zu spät. Durch den Versuch, sich der Verantwortung für sein Handeln zu entziehen, wird er schuldig.
Obwohl nicht von „Gott“ erschaffen, macht sich das Geschöpf über moralische Fragen Gedanken. Sein „instinktives“ Gefühl für moralische Werte existiert auch ohne Wissen von Gott. Das Stück wirft damit die Frage auf, inwieweit Moral durch Religion vermittelt wird, also anerzogen ist oder auch unabhängig davon auf weltlicher Ebene existiert und zumindest teilweise angeboren ist.
Nach psychologischen Deutungen leidet Frankenstein an einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung und spaltet das “Ungeheuer” in einer Form von Spaltungsfantasie von sich selbst ab.
Die Autoren
Das Theaterstück Frankenstein wurde von Bernd Klaus Jerofke geschrieben. Er verwendete Motive aus dem weltbekannten Roman „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ von Mary Shelley (1797-1851). Die Autorin gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Romantik. Shelleys Ehemann Percy war mit Luigi Galvani und vielen anderen Wissenschaftlern aus der damaligen Zeit befreundet.
Vorausgegangen war im 18. Jahrhundert die Erfindung der Voltaschen Säule von Alessandro Volta. Mit dieser Apparatur, die bis zu 100 Volt erzeugt, konnte man an toten Tierkörpern und menschlichen Leichen Muskelbewegungen auslösen. Somit war 1818 die Zeit reif für eine literarische Verarbeitung eines solchen Themas.
Personen und Darsteller
Geschöpf | Stéphane Diehl |
Captain Walton | Benjamin Grießmann |
Leutnant Rohwer | Jan Kiefer |
Maat | Leonard Küpers |
Viktor Frankenstein (im Jugendalter) | Sebastian Oswald |
Eilsabeth Lawenza (im Jugendalter) | Janna Oswald |
Henri Clerval (im Jugendalter) | Matthias Nitsch |
Justine Moritz (im Jugendalter) | Jenny Jansen |
Vater von Frankenstein | Pfarrer Zimmermann |
Mutter von Frankenstein | Sabine Ollram |
Elisabeth Lawenza | Tine Kress |
Viktor Frankenstein | Matthias Windmaier |
Henry Clerval | Sebastian Stürzl |
William Frankenstein | Kevin Hambrecht |
Justine Moritz | Sandra Flory |
Geselle 1 | Robert Jeßner |
Geselle 2 | Sebastian Oswald |
Professor Waldmann | Florian Föhrenbach |
2 Studentinnen | Sandra Flory, Tine Kress |
Richter | Robert Jeßner |
Kerkermeister und Gehilfe | Matthias Nitsch |
Geschöpf-Frau | Conny Diehl |
Liebespaar | Jenny Jansen, Matthias Nitsch |
Mädchen und Vater | Chantal Diehl, Sebastian Oswald |
Volk (hinter der Bühne) | Conny Diehl, Matthias Nitsch |
Volk (im Publikum) | Ronald Stoll, Conny Diehl, Leonard Küppers |
Musikalische Begleitung | Sebastian Stürzl, Jan Kiefer |
Technik | Andreas Sperling, Tim Christoph, Felix Dornschneider |
Maske | Sabine Ollram, Gudrun Hufnagel, Sonja Ziegler, Sigrun Heinrich, Leticia Sonntag |
Souffleuse | Christa Zekri |
Dank
Für die Unterstützung bei der Vorbereitung zu unserem Theaterstück bedanken wir uns herzlich bei:
- Tabakwaren Beck, Buchhandlung Staiger, BSB, Bammental
- (Kartenvorverkauf)
- Dilsberger Burgbühne (Ausleihen von Kostümen)
- BASPO EUROSPORT (Werbung)
… und allen Freunden und Gönnern, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen.
Pressestimmen
“Regisseurin Edith Flory fand in Stéphane Diehl, der Frankensteins Geschöpf spielt, die Idealbesetzung. (…) Die Akteure waren gefordert, über ihre Grenzen zu gehen, das eigene Ich zu vergessen und mit der von ihnen gespielten Person eins zu werden. Das stellte sie gerade in Szenen, in denen Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Hass und Trauer darzustellen waren, vor große Herausforderungen.”
Zitat aus RNZ-Artikel von Anna Haasemann-Dunka, 2013