Sport als Ersatzreligion – La Vita präsentiert die Komödie „Marathon“
Anlässlich der 10. Kraichgauer Theatertage 2011 spielte die Theatergruppe La Vita das Stück Marathon von Tony Dunham und Robert Sian.
Inhalt
Fred und Robert trainieren gemeinsam für einen Marathon-Lauf. Der eine ehrgeizig bis auf die Knochen, der andere eher lässig und genussorientiert. Es entspinnt sich ein zynisch-komisches Streitgespräch, das den mit krankhaftem Ehrgeiz betriebenen Sport als Ersatzreligion und Flucht vor der Realität entlarvt.
Im Februar 2011 war La Vita wieder zurück, diesmal mit dem Stück “Die Feuerzangenbowle”.
Zum Inhalt
Stellen Sie sich vor, Sie hätten nie eine Schule besucht und nie gemeinsam mit Klassenkameraden Streiche ausgeheckt. Eine traurige Vorstellung! Genauso ergeht es Johannes Pfeiffer (mit drei “ääf”, eines vor und zwei hinter dem “ei”). Er wird von einem Hauslehrer erzogen und lernt das überaus abwechselungsreiche Leben an einer “Penne” nie kennen. Seine Freunde wollen das ändern und kommen bei einer Feuerzangenbowle auf die Idee, ihn noch einmal die Schulbank drücken zu lassen. Jung zurecht gemacht nimmt Pfeiffer die Herausforderung an und bringt mit zahlreichen raffinierten Streichen die Lehrerschaft auf die Palme. Da taucht seine Freundin Marion auf und versucht ihn von der Idee abzubringen. Doch Pfeiffer hat ganz andere Pläne…
Die Autoren
Die Feuerzangenbowle ist der Titel eines Romans, der 1933 erschien und von den Autoren Hans Reimann und Heinrich Spoerl verfasst wurde. Die Rahmenhandlung stammt von Spoerl, der in dem Roman vermutlich Erinnerungen an seine eigene Schulzeit verarbeitete. Er übernahm dabei Ideen aus der 1875 veröffentlichten Humoreske „Der Besuch im Karzer” von Ernst Eckstein. Reimann, seines Zeichens Satiriker, Drehbuch- und Kabarettautor steuerte einen wesentlichen Teil der pointierten Dialoge bei.
Vom Roman zum Kultfilm
Der Roman wurde mehrfach verfilmt. 1934 kam „So ein Flegel” mit Heinz Rühmann, Ellen Frank und Inge Conradi in die Kinos. Regie führte Robert A. Stemmle, das Drehbuch stammte vom Romanautor Hans Reimann persönlich. Die Handlung wich jedoch stark vom Original ab. Ganz anders in der wohl bekanntesten Kinofassung aus dem Jahre 1944. Hier konnte fast jeder Satz mitgesprochen werden. Neben Heinz Rühmann spielten Hilde Sessak, Karin Himboldt, Erich Ponto und weitere bekannte Schauspieler mit. Regie führte Helmut Weis. Der Film erschien in einer schweren Zeit als regelmäßig Bombenhagel über Deutschland niedergingen. Einige der jungen Schauspieler, die Pfeiffers Klassenkameraden gespielt hatten, erlebten die Premiere nicht mehr. Das Publikum sehnte sich damals nach Ablenkung und einer „heilen Welt”. Trotz des auf den ersten Blick recht unpolitischen Stoffs sollte der Film zunächst verboten werden. Der Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Rust sah den Lehrerstand verunglimpft. Es sei schließlich ohnehin schon schwer genug, ausreichend Männer für den Schuldienst zu finden. Heinz Rühmann fuhr daraufhin mit einer Filmkopie in die „Wolfsschanze”, um sich Hitlers Einverständnis zu holen. Der Film wurde schließlich freigegeben und konnte am 28. Januar 1944 uraufgeführt werden. Nach dem Krieg wurde „die Feuerzangenbowle” nicht zuletzt durch zahlreiche Fernsehausstrahlungen zum Kultfilm. Für viele Studenten gehört eine Vorführung in der Vorweihnachtszeit zum festen Ritual, das mit Wunderkerzen und viel Obstschnaps zelebriert wird. 1970 versuchte sich Helmut Käutner an einer erneuten Verfilmung, konnte aber nicht an die zurückliegenden Erfolge anknüpfen.
Hintergrund
Pfeiffer kehrt im Stück „Die Feuerzangenbowle” in seine unschuldige Kindheit zurück und flieht vor der Realität. Er versucht noch einmal von vorne zu beginnen und beschäftigt sich mit der Frage, wie sich sein Leben unter anderen Voraussetzungen hätte entwickeln können. Die Lehrer verkörpern ein althergebrachtes humanistisches Bildungsideal. Sie haben jedoch ihre Autorität verloren. Pfeiffers spektakuläre Streiche bleiben ungesühnt. Statt durchzugreifen kämpfen die schulischen Autoritäten mehr mit ihren eigenen altmodischen Unbeholfenheiten. Sie scheinen mit ihren liebenswerten Verschrobenheiten nicht mehr in die aktuelle Zeit zu passen. Doch es wird nicht nur das Aufbegehren gegen die Lehrerschaft thematisiert. Auch innerhalb der Schüler werden Konflikte ausgefochten. Besonders zu leiden haben die Schwächsten, im Stück personifiziert durch Luck, der dem Hohn und Spott seiner Mitschüler ausgesetzt ist.
Rollen und Darsteller
Dr. Johannes Pfeiffer
Matthias Windmaier
Justizrat Fleisch / Oberschulrat
Pfarrer Zimmermann
Bankier Etzel / Schüler
Stéphane Diehl
Apotheker Frobel / Professor Crey
Ronald Stoll
Bömmel
Sebastian Stürzl
Dr. med. Hellwig / Direktor Knauer
Karl-Heinz Ziegler
Eva Knauer, Tochter des Direktors
Christine Kress
Marion, Pfeiffers Braut
Sandra Flory
Frau Windscheid, Zimmerwirtin
Cosmea Abraham-Herbold
Rudi Knebel
Robert Jeßner
Luck
Matthias Nitsch
Husemann
Sebastian Oswald
Rosen
Florian Föhrenbach
Melworm
Jan Kiefer
Ackermann
Carsten Trappe
Das Team
Regie
Edith Flory
Souffleuse
Christa Zekri
Maske
Gudrun Hufnagel Sabine Ollram Sigrun Heinrich Leticia Sonntag
Technik
Andreas Sperling
Gestaltung des Programmhefts
Benjamin Grießmann
Druck
BASPO Bammental
Dankeschön
Für die Unterstützung bei der Vorbereitung unseres Theaterstücks bedanken wir uns herzlich bei:
“Dr. Jekyll und Mr. Hyde”, ein Werk des britischen Autors Stevenson haben wir in einer Adaptation von David Edgar am 19. und 20. Juni 2009 in Bammental aufgeführt.
Inhalt
Im London des späten 19. Jahrhunderts geschehen eine Reihe mysteriöser Morde. Eine Frau treibt leblos im Fluss. Der Parlaments-Abgeordnete Sir Danvers Carew wird tot aufgefunden. Und von dem Mörder fehlt jede Spur. Schließlich gerät ein Vertrauter und Freund von Dr. Jekyll in Verdacht. Dem Butler Poole ist der merkwürdige Besucher aufgefallen, in dessen Gesicht er das Zeichen des Satans gesehen hat. Er weiht Rechtsanwalt Dr. Utterson ein. Gemeinsam stellen sie Nachforschungen an und stoßen erst ganz zum Schluss auf das unglaubliche Geheimnis…
Inhaltsbeschreibung der Presseankündigung
Die Nacht bricht früh herein an jenem Winternachmittag. Nebel steigen auf. Ein armes Straßenmädchen bietet seine Ware feil, als aus der Dunkelheit eine unheimliche Gestalt auftaucht. Zunächst schöpft sie keinen Verdacht. Doch als sich ihr der unheimliche Mann wortlos nähert, fährt ihr ein Schreck in die Glieder. Sie spürt seinen Atem in ihrem Gesicht. Todesangst lässt sie erstarren. Ein erstickter Schrei entringt sich ihrer Kehle als der Fremde sie unsanft am Arm packt und auf die Knie zwingt … Ein paar Tage später wird auch der bekannte Parlamentsabgeordnete Sir Danvers Carew ermordet aufgefunden. Weitere Morde geschehen. Der unheimliche Mörder macht auch vor einem Geistlichen nicht halt. In unmittelbarer Nähe der Tatorte wohnt Dr. Jekyll, ein tugendhafter Arzt und Wissenschaftler, der gerne mit den Kindern seiner Schwester spielt. Niemand würde vermuten, dass die Spur des Mörders in sein Haus führt. In das Haus eines Menschen, der sich täglich fragt, wie jemand ohne das Gute in sich überleben kann. Was hat der Doktor mit dem Mörder zu tun? Hält er ihn versteckt? Hält er seine schützende Hand über ihn? Hat sein freundliches Wesen auch eine dunkle Seite? Und warum hat der Doktor Angst vor seinem eigenen Spiegelbild? “Hineinschauen und nichts sehen, das wäre für mich schauderhaft. Nichts weiter zu sein als der Atemhauch auf dem Spiegel.” Der schottische Autor Robert Louis Stevenson (1850-1894) geht in seiner Novelle “Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mister Hyde” dem Phänomen der Persönlichkeitsspaltung auf den Grund und beschreibt das Innenleben eines Psychopathen. Die Erzählung behandelt die Frage, was tugendhafte Menschen dazu bringen kann, sich plötzlich in eine Bestie zu verwandeln? Welche Gewalt und Erniedrigung müssen die Täter selbst erfahren haben, dass sie die bösen Geister nur noch vertreiben können, indem sie selbst Gewalt anwenden? Stevenson zieht in seiner Erzählung immer wieder Parallelen zu Christopher Marlowes “Die tragische Historie vom Doktor Faustus” und Johann Wolfgang von Goethes “Faust”. Dort heißt es: ” Zwei Seelen wohnen, ach!, … in meiner Brust. Die eine hält in derber Liebeslust, die andere strebt nach göttlicher Reinheit”. Stevenson fragt, was passiert, wenn die böse Seite die Oberhand gewinnt? Nach Expertenschätzung machen Psychopathen weniger als 5 Prozent der Bevölkerung aus, sie begehen aber mehr als 70 Prozent der schweren Verbrechen. Der Soziologe William McCord beschreibt den Unterschied eines Psychopathen zu einem normalen Kriminellen folgendermaßen: “Das Gesamtbild der Persönlichkeit eines Psychopathen unterscheidet ihn von einem normalen Kriminellen. Er ist aggressiver und impulsiver (…). Sein Mangel an Schuldbewusstsein ist jedoch das ausschlaggebende Unterscheidungsmerkmal. Der normale Kriminelle hat moralische Regeln verinnerlicht (…).” Stevenson zeigt in seinem Werk die Folgen der Verdrängung nicht gesellschaftskonformer Wünsche auf. Er kritisiert die Konventionen des viktorianischen Zeitalters und warnt vor den Folgen einer enthemmten Menschennatur ohne sittliche und moralische Selbstbeherrschung.
Der Autor
Robert Louis (Balfour) Stevenson wurde am 13. November 1850 in Edinburgh geboren. Bereits mit zwei Jahren wurde der kleine Louis zum Gottesdienst mitgenommen. Dort hörte er die Predigten mit den Geschichten beispielsweise über Kain und Abel oder die Sintflut. Hinzu kamen Schauergeschichten seiner Kinderpflegerin „Cummy“ über die düstere schottische Kirchengeschichte, die den kleinen Jungen erschreckten, aber auch faszinierten. Sein späteres Werk wurde stark von dieser frühkindlichen Erfahrung beeinflusst. 1886 entstand als wichtigstes Werk Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, eine Schauernovelle, die auf einem authentischen Fall beruht und die sich dem Phänomen der Persönlichkeitsspaltung widmet. Später verließ der an Tuberkulose leidende Stevenson auf ärztlichen Rat Europa und siedelte in die Vereinigten Staaten über. 1888 traf er Mark Twain, dessen Huckleberry Finn ihn begeistert hatte. Es folgten Reisen nach Australien und in die Südsee, wo Stevenson für 400 Pfund eine Plantage erwarb. Stevenson verstarb am 3. Dezember 1894 im Alter von nur 44 Jahren in Vailima, Samoa.
Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde wurde vielfach als Bühnenstück adaptiert. 1991 erschien eine Version von David Edgar, die der britische Journalist, Autor und Stückeschreiber für die Royal Shakespeare Company geschrieben hatte.
Im Mai 2007 freuten wir uns, das Stück “Der eingebildeten Kranke” auf die Bühne des Bammentaler Gemeindehauses bringen zu können.
Der Autor
Molière, alias Jean Baptiste Poquelin, wurde am 15.01.1622 in Paris geboren. Als Schauspieler, Dichter und Schreiber führte er ein unstetes Wanderleben und fand erst relativ spät Anerkennung und Unterstützung durch Ludwig XIV. Mit dem «Menschenfeind», dem «Heuchler» oder dem «Geizigen» richtet sich sein entlarvender Spott auf menschliche Charaktere, die seinen Komödien auch heute noch Aktualität verleihen. Eines seiner bekanntesten Stücke ist «Der eingebildete Kranke». Am 17.02.1673, bei der vierten Aufführung des Stückes, erlitt er auf der Bühne, in der Rolle des Argan, einen tödlichen Anfall. Dies hielten die Zuschauer für eine schauspielerische Meisterleistung Molières und applaudierten dem Sterbenden.
Inhalt
Das Stück handelt vom Hypochonder Argan, der sich einbildet, krank zu sein. Umgeben von zahllosen Arzneifläschchen, umsorgt und dabei kräftig ausgebeutet von medizinischen Scharlatanen, bietet Argan das Bild eines bedauernswerten und gleichzeitig unerträglichen Menschen. Geduldig befolgt er alle noch so unnützen Anordnungen seiner Ärzte und führt sie genauestens aus. Indes wartet seine zweite Frau Béline bereits darauf, ihn baldmöglichst beerben zu können. Um mögliche Miterben aus dem Weg zu schaffen, versucht sie Argan zu überreden, seine beiden Töchter aus erster Ehe ins Kloster zu schicken. Argan hingegen möchte, natürlich aus eigennützigen Motiven, dass seine ältere Tochter Angélique den Sohn eines Arztes heiratet. Diese ist jedoch in Cléante verliebt…
Rollen und Darsteller
Argan, der eingebildete Kranke
Udo Hessenauer
Béline, seine Ehefrau
Cosmea Abraham-Herbold
Toinette, das Dienstmädchen
Rosemarie Dworschak
Angélique, die ältere Tochter
Svetlana Lagzdina
Cléante; der Geliebte
Sebastian Stürzl
Louison, die jüngere Tochter
Christine Kress
Béralde, der Bruder des Kranken
Günter Mayer
Monsieur Diafoirus, ein Arzt
Benjamin Grießmann
Thomas Diafoirus, sein Sohn
Matthias Windmaier
Monsieur Purgon, noch ein Arzt
Matthias Windmaier
Monsieur Fleurant, der Apotheker
Hendrik Blimke
Monsieur de Bonnefoi, der Notar
Sebastian Oswald
Das Team
Regie
Edith Flory
Komposition und musikalische Begleitung
Karin Neimanns
Souffleuse
Christa Zekri
Maske
Gudrun Hufnagel
Sabine Ollram
Sigrun Heinrich
Leticia Sonntag
Alisha Nissel
Technik
Andreas Sperling
Gestaltung des Programmhefts
Rosemarie Dworschak
Dankeschön
Für die Unterstützung bei der Vorbereitung unseres Theaterstücks bedanken wir uns herzlich bei:
Theaterverein Goukelkappe e.V., Bammental / Die Koralle, Bruchsal (Kostümverleih)
Frau Wüst (Kostümschneiderei)
Tabakwaren Beck (Kartenvorverkauf)
Buchhandlung Staiger (Kartenvorverkauf)
BSB, Bammental (Kartenvorverkauf)
BASPO EUROSPORT (Werbung)
… und allen Freunden und Gönnern, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen.
2005 präsentierten wir einen von Edgar Wallace bekanntesten Romanen, den spannenden Krimi “Das indische Tuch”.
Aus dem Inhalt
Auf dem Stammschloss der Lebanons, Marks Priory, lebt der junge Lord Willi Lebanon. Er lebt in permanenter Angst und hat das Gefühl, von seiner Mutter, der strengen Lady Lebanon, ihrem Butler Gilder und ihrem Hausarzt Dr. Amersham ununterbrochen beaufsichtigt zu werden. Sein einziger Vertrauter ist sein Chauffeur Studd, der durch seine nicht immer ganz standesgemäßen Äußerungen häufig Ärger provoziert. Als er ermordet wird und die Polizei anrückt, kommen mehrere Verdächtige als Täter in Frage. Immer erschreckender verwirren sich die düsteren Geschichten. Ein nostalgischer Krimi der Extraklasse…
Der Autor
Wallace, (Richard Horatio) Edgar (1875-1932), in Greenwich (London) geborener englischer Erfolgsautor. Nachdem er im Alter von zwölf Jahren die Schule verlassen hatte, arbeitete er u.a. als Drucker, Schuhverkäufer und Matrose. Dann reiste er nach Südafrika, dort war er während des Burenkrieges Korrespondent für Reuters. Später wurde er Herausgeber der Rand Daily Mail. Nach England zurückgekehrt, publizierte er seinen Erstling “The Four Just Men” (1905), dem neben Kurzgeschichten und Theaterstücken weit mehr als 100 Romane folgten. Zumeist waren dies triviale Kriminalgeschichten. Viele seiner Bücher wurden verfilmt, darunter “Das indische Tuch”, “Der Hexer”, “Der Zinker” u.v.a. Während er am Drehbuch für den Film “King Kong” arbeitete, starb Edgar Wallace in Hollywood.
Die Theatergruppe “La Vita” präsentierte 2003 die Komödie “Pygmalion” (Vorlage von “My Fair Lady”) von G. Bernhard Shaw.
Inhalt
G .Bernhard Shaw hat sie in seinem Stück dramatisiert. Ein Professor der Phonetik bringt einem Unterklasse-Mädchen bei, gepflegt zu sprechen und macht auf diese Weise aus ihr eine neue Frau. Von dieser Aufgabe ist er so besessen, dass er ihr seine ganze Leidenschaft widmet, aber die Gefühle des Mädchens dabei völlig übergeht. Seine heftige Zuwendung erregt in ihr eine persönliche Reaktion. Er aber meint nicht sie, sondern sein Werk. Shaws Stück ist ein Modell für alle Beziehungen der Art, wie sie zwischen Produzent und Filmstar, zwischen Fotograf und Modell und zwischen Lehrer und Schülerin entstehen können. Die Pygmalions dieser Welt, die ihren Schöpferimpuls an jungen Frauen austoben, sind allesamt verfehlte Töchterväter. Und Frauen die darauf anspringen, suchen einen Vater. Befriedigend werden solche Verhältnisse nie. Die Spannung zwischen dem Ungleichgewicht von Schöpfer und Geschöpf kann nie gelöst werden. Nur als Skulptur in seinen Händen können Frauen überhaupt die Aufmerksamkeit solcher Männer erregen. Der Meister schaut sie an und denkt, daraus ließe sich etwas machen: ein Star, ein Vamp, eine Schauspielerin. Ein Werk, mein Werk. Wer sich auf dieses Drama einlässt, lernt Schöpfertum in Form der Männlichkeit kennen. Wie ausbeuterisch war Berthold Brecht gegenüber seinen Frauen. Wie skrupellos Picasso gegenüber seinen Modellen. Wenn wir uns an einem Punkt befinden, an dem das Verhältnis des Konstrukteurs zu den Frauen in eine andere Dimension tritt, nämlich wenn die Frauen selbst das Material sind, wird es eine Leidenschaft geben, wie sie wohl merkwürdiger und intensiver, dramatischer und paradoxer kaum gedacht werden kann. Das ist die sogenannte Pygmalion-Situation.
Der Autor
Shaw, George Bernard (1856-1950), irischer Schriftsteller. Er gilt als bedeutendster britischer Dramatiker seit William Shakespeare. Shaw war nicht nur als Bühnenautor enorm produktiv (50 Stücke), sondern trat auch als Verfasser politischer Streitschriften sowie als Musik- und Theaterkritiker hervor. Shaw wurde am 26. Juli 1856 in Dublin geboren und wuchs in problematischen Familienverhältnissen auf. Der Autor starb am 2. November 1950 in seinem Landhaus in Ayot Saint Lawrence. Shaws frühe journalistische Arbeiten umfassten ein breit gefächertes Spektrum von Buchrezensionen bis hin zur Kunst- und Musikkritik. In seinen teilweise brillanten Musikkolumnen setzte sich der Autor für das Werk des umstrittenen, von ihm verehrten Komponisten Richard Wagner ein und auf dem Gebiet des Theaters für die ebenfalls kontrovers diskutierten Bühnenstücke des norwegischen Dramatikers Henrik lbsen. In seinem komödiantischen Geniestreich Pygmalion (1914) thematisierte er die Rolle von Hochsprache und Dialekt als Indikatoren sozialer Stellung: Das Stück wurde künftig zu einem seiner populärsten Werke. Mehr noch als in der Originalfassung fand es weite Verbreitung als Musical “My Fair Lady”.
Die Theatergruppe La Vita präsentierte im Jahr 2002 das spannende, unterhaltsame und amüsante Kriminalstück “Die Mausefalle” von Agatha Christie. Natürlich wurden dabei die ungeklärten und aufregenden Fragen beantwortet: Wer ist der Mörder oder die Mörderin? Was sind die Motive?
Hintergrund
Wir befinden uns in England, im Jahre 1950. Der 2. Weltkrieg ist seit 5 Jahren vorüber. Wenngleich England zu den Siegermächten gehört, hat es doch nicht weniger Kriegsschäden und Verluste zu verkraften als Deutschland. Land und Leute sind erschöpft. Der Wiederaufbau kommt nur mühsam und schleppend voran. Die Kolonien sind unabhängig geworden. Das Mutterland kann also nicht mehr auf koloniale Ressourcen zurückgreifen, so dass noch jetzt Lebensmittel, Heizstoffe, Textilien etc. rationiert werden müssen. Das straff gegliederte Sozialsystem hat die Kriegswirren relativ gut überstanden. Der Einfluss des Adels und des gehobenen Bürgertums scheint ungebrochen. “Law and Order” (Gesetz und Ordnung) bleiben anerkannte Basis der englischen Gesellschaftsstruktur. Solange Außenseiter und Exzentriker die Gesellschaftsordnung nicht gefährden, werden sie gelassen und nachsichtig toleriert. Das Stück “Die Mausefalle” entführt uns in diese Zeit und spielt in einem englischen Landhaus, das zu einer Pension mit dem Namen “Monkswell Manor” umfunktioniert wurde. Die Besitzer dieser Pension heißen Giles und Mollie Ralston. Sie haben gerade eröffnet und erwarten die ersten Gäste…
Die Autorin
Agatha Christie wurde am 15. September 1891 in Torquay geboren. Sie gehört zu den bekanntesten Autorinnen der Kriminalliteratur. Ihre 80 Bücher wurden millionenfach verkauft. Die Filme nach ihren Romanen füllten die Kinos; die nach ihren Krimis entstandenen Theaterstücke fesseln das Publikum bis heute. Zu Christies Theaterst6uuml;cken gehören das nach der gleichnahmigen Kriminal-Erzählung entstandene Stück “The Mousetrap” (Die Mausefalle), das seit 1952 ununterbrochen in London aufgeführt wird, sowie “Zeugin der Anklage”, für das sie den Preis des New York Drama Critics’ Circle erhielt. Weitere Stücke waren: Mord im Orientexpress, Tod auf dem Nil (Mord an Bord), Vier Frauen und ein Mord, Der Wachsblumenstrauß u.v.a. Agatha Christie starb am 12. Januar 1976 in Wallingford.
Rollen und Darsteller
Mollie Ralston
Sabine Ollram
Giles Ralston
Bernhard Neef
Christopher Wren
Horst Huth
Mrs. Boyle
Helga Zimmermann
Major Metcalf
Karl-Heinz Ziegler
Miss Casewell
Johanna Neef
Mr. Paravicini
Peter Ewald
Detective Sergeant Trotter
Torsten Winkelbauer
REGIE
Edith Flory
Souffleuse
Ansa Schramm
Maske
Leticia Sonntag, Sigrun Heinrich, Gudrun Hufnagel
Technik und Musik
Andreas Sperling
Gesang
Eva Boy
Bühnenbildgestaltung:
Klaus Beck, Edith Flory
Programmheftgestaltung
Edith Flory, U1rich Flory, Sandra Flory
Plakatentwurf
Karl- Heinz Ziegler, Druckerei BASPO Bammental
Danksagung
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen bedanken, die zur Verwirklichung dieses Theaterspiels beigetragen haben:
Schreinerei Beck (Bau der Bühnenelemente)
Tabakwaren Beck (Kartenvorverkauf)
Buchhandlung Staiger (Kartenvorverkaut)
BASPO EUROSPORT (Werbung)
… und bei all denen, die uns noch mit Rat und Tat zur Seite standen.
Die “Wirtin” war unser Debütstück und wir freuten uns auch anlässlich der “Kraichgauer Theatertage” vom 26. – 28.10.2001 in Bammental dieses großartige Stück von Peter Turrini präsentieren zu dürfen.
Inhalt
Schauplatz ist eine Locanda (Gasthaus) in Florenz, Mitte des 18. Jahrhunderts. Die temperamentvolle, hübsche Wirtin verteidigt ihre Selbstständigkeit mit den Waffen der Frau gegen vier Herren unterschiedlichster Couleur. Zwei ihrer Verehrer sind lächerliche Figuren: Der verarmte, ewig schmarotzende Marchese und der materialistische, immer auf seinen Reichtum pochende Graf. Der selbstzufriedene Cavalliere ist hingegen ein fast ebenbürtiger Gegenspieler Männer. Mit List und geheucheltem Verständnis, macht Mirandolina den Frauenfeind schließlich in sich verliebt. Der Geist der Commedia dell’ arte schleicht sich durch die weiteren Figuren in das Stück, u.a. durch die beiden abenteuerlustigen, hochstapelnden Schauspielerinnen Ortensia und Dejanira. So entsteht ein Lustspiel der feineren und tieferen Empfindungen.
Der Autor
Peter Turrini wurde am 26. September 1944 als Sohn einer Steirerin und eines italienischen Kunsttischlers geboren. Er wuchs im kärntnerischen Maria Saal auf, wo er seine frühen Gedichte in Gasthäusern vorlas. Seit seinen Anfängen als Dramatiker begleitet ihn das Image eines Skandalautors. Turrini scheut sich jedoch nicht sentimental und pathetisch zu sein, wenn er es dramaturgisch für gerechtfertigt hält. Die Themen seiner dramatischen Werke (Rozznjagd, Sauschlachten, Die Minderleister, Alpenglühn u.v.m.) zentrieren sich um Begriffspaare wie Selbstentfremdung und Vereinsamung, Liebesunfähigkeit und Liebessehnsucht, Vergangenheitsverdrängung und Alltagsfaschismus, Selbsthaß und Fremdenfeindlichkeit, die der “Radikalmoralist” (Siegfried Löffler) in immer neuen Variationen auf die Bühne bringt. Peter Turrini modernisierte 1973 den Klassiker “Die Wirtin” nach Goldonis “Mirandolina”, der großen Beifall fand.
ZITAT: “Ich bin ein Mensch, der mit allem, was er sich an Schrecklichkeiten ausgedacht hat, von noch Schrecklicherem eingeholt wurde. Keine meiner Übertreibungen war so maßlos wie die Wirklichkeit.” Peter Turrini
Kleine Kleiderkunde zum Stück…
“Die Wirtin” entführt Sie in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Es ist die Epoche des Rokoko, des galanten Zeitalters. Man gab sich fein gesittet, benutzte aber dennoch ein sehr deftige und deutliche Sprache. In der Mode herrsche Maßlosigkeit. Man schwelgte in Samt und Seide, in Brokaten, Spitzen, Bordüren, Rüschen und Volants. Solche Schwelgerei war natürlich nur dem Adel vorbehalten. Bürgerliche Personen waren relativ einfach gekleidet. Vielfach unterstanden Sie noch den rigiden Kleiderordnungen der einzelnen Städte. Sie trugen keine Pastell-, sondern gedeckte Farben, hauptsächlich blau und braun.